Der neue Thriller „Die Hyäne von Hamburg“ bringt ein rätselhaftes Verbrechen und alte Bekannte ins Bücherregal. Autor Jürgen Ehlers lässt den eigenwilligen Kommissar Bernd Kastrup und sein Team nach „Der Wolf von Hamburg“ weiter ermitteln.
Im Interview spricht der Geologe und Autor über Hintergründe zur Entstehung des neuen Thrillers.
„Ich schreibe das, was ich schreiben möchte.“
Ihr Thriller „Die Hyäne von Hamburg“ ist eine sehr realistisch konstruierte Kriminalgeschichte. Wie wichtig sind Ihnen Detailtreue und Realitätsnähe?
Ehlers: Ich bemühe mich, in meinen Büchern die Orte so darzustellen, wie sie sind. Zum Beispiel die Ruine des Lokschuppens in Wilhelmsburg. Ich gehe dahin und gucke mir das an. Das Schild „Zutritt verboten“ habe ich im Zweifelsfall nicht gesehen.
Sie thematisieren in Ihrer Geschichte die organisierte Kriminalität in deutschen Großstädten, sowie die Drogenkriminalität. Warum haben Sie gerade diese Schwerpunkte ausgewählt?
Ehlers: Diese Dinge sind für mich Mittel zum Zweck. Es geht mir darum, meine Personen in schwierige Situationen zu bringen und dann zu sehen, wie sie sich da wieder herausmanövrieren.
Schon lange bekannt und doch gerade brandaktuell ist die Flüchtlingsthematik. In „Die Hyäne von Hamburg“ fließt sie mit ein. Inwieweit möchten Sie damit sogar politisch Stellung nehmen?
Ehlers: Das Stück spielt im November 2015. Ich habe es sozusagen „live“ geschrieben. Zu der Zeit konnte man an den Flüchtlingen in Hamburg nicht vorbeigucken. Bei uns zu Hause engagieren wir uns in der Flüchtlingshilfe. Meine Frau unterrichtet Deutsch für Asylsuchende. Eine Integration dieser Leute ist möglich und nützt uns allen.
Kommissar Kastrup ist eine eigenwillige Persönlichkeit mit oft unkonventionellen Methoden. Was macht ihn – trotz seiner verschrobenen Art – zu einem guten Ermittler?
Ehlers: Seine Menschlichkeit. Und seine Eigenschaft, nichts als gegeben hinzunehmen. Vor allem keine Vor-schriften. Aber wenn er auf sich allein gestellt wäre, müsste er scheitern. Sein Erfolg hängt in starkem Maße davon ab, dass seine Kollegen und er als Team zusammenarbeiten. Wo er Fehler macht, werden sie durch die anderen korrigiert.
Sie waren schon in den verschiedensten Bereichen als Schriftsteller tätig: wissenschaftliche Texte und Sachbücher im Bereich Geologie, Übersetzungen und Reiseführer, historische Kriminalromane, und auch humoristische Kurzkrimis. Gibt es für Sie als Autor darin einen roten Faden?
Ehlers: Ich schreibe das, was ich schreiben möchte. Das muss nicht alles aufeinander aufbauen. Aber bei Kastrup und seinen Kollegen haben sich – unabhängig vom aktuellen Fall – eine Reihe von Problemen aufge-baut, und ich will unbedingt wissen, wie sie da herauskommen. Die Serie dieser Bücher muss also weitergehen.
Woher bekommen Sie die notwendigen Informationen für Ihre Romane? Welche Medien nutzen Sie?
Ehlers: Alle, die ich nutzen kann. Wenn ich etwas über ISIS schreiben will, dann muss ich deren Publikationen gelesen haben. Und wenn ich wissen will, wie die Hamburger Kriminalpolizei wirklich arbeitet, dann muss ich mit den Leuten sprechen. Für andere Bücher habe ich Mikrofilme aus London ausgeliehen und Archive in Düsseldorf und Dortmund durchgeforstet. Fast alles ist zugänglich, wenn man sich wirklich darum bemüht.
Sie gehören zu den Autoren, die auch mit vielen Lesungen präsent sind. Schreiben Sie Ihre Geschichten schon im Hinblick auf das Hörerlebnis des Publikums?
Ehlers: Nein, das sind zwei verschiedene Dinge. Um das Hörerlebnis zu optimieren, kann ich mit meiner Lesung nicht auf Seite 1 anfangen und auf Seite 50 aufhören. Ich muss die Texte heraussuchen, die dem Zuhörer einen Eindruck davon vermitteln, worum es in dem Buch geht. Und ich muss Szenen auswählen, in denen etwas passiert. In denen die Akteure sich anschreien zum Beispiel. Oder sich gegenseitig umbringen.