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Interview mit Wolfgang Schüler zu „Der goldene Zwerg“

Der Rechtsanwalt und Autor Wolfgang Schüler verfasst seit vielen Jahren Kriminalromane. 
„Der goldene Zwerg“ ist der Auftakt zur neuen Reihe „Edgar Wallace   ermittelt“. Der bekannte englische Schriftsteller Edgar Wallace dabei selbst zum Hauptdarsteller seiner eignen Kriminalgeschichten.

„Ich weiß, dass Ermittlungstätigkeit kein Feld für Amateure ist.“


Sie sind bekennender Edgar-Wallace-Fan, man könnte Sie sogar als Fachmann bezeichnen. Vor einigen Jahren verfassten Sie eine Biografie des Schriftstellers. Was fasziniert Sie so an Wallace?
Schüler: Als Jugendlicher habe ich alle Romane von Edgar Wallace verschlungen, die ich in die Finger bekommen konnte. Ich war absolut begeistert. Parallel dazu habe ich damals damit begonnen, alles von und über Edgar Wallace zu sammeln. Inzwischen besitze ich sehr viel Sekundärliteratur und nahezu sein gesamtes Werk. Darunter befinden sich auch einige äußerst seltene Ausgaben.
Bei der Beschäftigung mit der Person Edgar Wallace habe ich herausgefunden, dass sein Leben noch viel interessanter und spannender verlaufen ist, als es alle seine erfundenen Geschichten zusammen sind: Er stammte aus ärmlichen Verhältnissen, hatte nur eine rudimentäre Schulbildung genossen und schaffte es trotzdem als Self-Made-Man bis an die Spitze der Gesellschaft. Sein Leben ist die packende Odyssee vom Zeitungsjungen zum Zeitungsverleger, also quasi vom Tellerwäscher zum Millionär. Auf dem Weg dorthin musste er jede Menge an Niederlagen einstecken und hat sich doch nie unterkriegen lassen.

„Der goldene Zwerg“ ist der Auftakt zur neuen Krimi-Reihe „Edgar Wallace ermittelt“ im KBV. Was ist für Sie das Besondere an dieser Reihe?
Schüler: Ich habe bislang eine ganze Reihe von historischen Detektivgeschichten verfasst, u.a. fünf Sherlock-Holmes-Romane. Letztere lehnen sich sehr eng an die Originale von Arthur Conan Doyle an. Der beratende Detektiv Sherlock Holmes ist danach ein Superhirn. Er kann sofort Rückschlüsse aus den kleinsten Details ziehen.
Im Unterschied dazu ist Edgar Wallace kein Detektiv und ein Genie ganz anderer Art. Er kann die Lösung eines Falls nicht aus dem Handgelenk schütteln. Er irrt sich, macht Fehler und zieht voreilige Schlüsse. Aber Edgar Wallace ist furchtlos, hartnäckig und er hört auf die Ratschläge anderer. Außerdem hat er mit seiner Frau Violet einen wichtigen Helfer an seiner Seite. Zusammenfassend glaube ich, dass ihn das alles sehr menschlich macht und sich die Leser eher mit ihm identifizieren können, als mit der Person Sherlock Holmes.

Wie kamen Sie auf die Idee, ausgerechnet einen der berühmtesten Krimiautoren aller Zeiten zum Protagonisten zu machen?
Schüler: Edgar Wallace hatte einmal in einem Zeitungsinterview behauptet, dass er häufig bei der Lösung   schwieriger Kriminalfälle um Rat gebeten würde. So entstand der Mythos vom Kriminalexperten Edgar Wallace, der vor allem seine eigenen Erfahrungen als Detektiv literarisch verarbeitete. Mit der Zeit begann er selbst daran zu glauben, obwohl er sich mit der Theorie und Praxis der Verbrechensaufklärung nur sporadisch und oberflächlich beschäftigte. In seinen Büchern spielte das keine Rolle, da sie mit der Realität nichts zu tun hatten. Edgar Wallace begann dann tatsächlich, sich in spektakuläre Kriminalfälle einzumischen. Insofern gibt es einen realen Hintergrund für die Reihe „Edgar Wallace ermittelt“.

Inwieweit fließt Ihr Wissen um den realen Wallace und seine Frau Violet in die Figuren Ihrer Geschichte ein?
Schüler: Die einzelnen Fälle sind zwar frei erfunden, aber es agieren einige reale Personen wie Edgar Wallace und seine Ehefrau Violet. Sie sind historisch korrekt dargestellt, ebenso ihr gesamtes Umfeld. Als einer der Biografen von Edgar Wallace ist mir das äußerst leicht gefallen. Ich glaube, dass das auch den Reiz der Romane ausmacht: Der Leser erfährt ganz nebenbei sehr viel über das private Leben des berühmten Schriftstellers, sitzt mit ihm am Tisch und löst mit ihm gemeinsam einen rätselhaften und spannenden Fall.

In Ihrem Roman wird Wallace von Scotland Yard um Hilfe bei den Ermittlungen gebeten. Hegen Sie womöglich insgeheim den Wunsch, ebenso von der Polizei zu Rate gezogen zu werden?
Schüler: Ich habe mehrere Sachbücher über moderne Polizeiarbeit verfasst. Außerdem bin ich Rechtsanwalt von Beruf. Ich weiß daher, dass Ermittlungstätigkeit kein Feld für Amateure ist. Vor 100 Jahren konnte ein Kriminalfall noch mit guter Allgemeinbildung, großer Erfahrung und gesundem Menschenverstand aufgeklärt werden. Heutzutage ist das nahezu ausgeschlossen. In der Regel werden dazu Spezialisten benötigt.
Allerdings gibt es auch etliche Beispiele für eklatantes Polizeiversagen, wie z.B. im „Maskenmann-Fall“. Da wäre es durchaus von Vorteil gewesen, einen außenstehenden Berater hinzuzuziehen. Außerdem musste ich leider in mehreren Strafprozessen erleben, dass Täter auf Grund schludriger polizeilicher Ermittlungsarbeit aus Mangel an Beweisen freigesprochen werden mussten. Trotzdem will und werde ich mich da nicht einmischen. Schuster bleib´ bei deinen Leisten.

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