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„Viele überrascht Ostfrieslands große Geschichte“

Regine Kölpin über einen Wiedertäufer,  die Beliebtheit historischer Stoffe und die Zukunft einer Hebamme

Frau Kölpin, wer hätte das gedacht: ein historischer Ostfriesland-Krimi jetzt schon in der Fortsetzung. Wie erklären Sie sich den Publikumserfolg der Geschichten rund um die Hebamme Hiske Alken in der Herrlichkeit Gödens?
Kölpin: Ich glaube, das hat verschiedene Gründe. Die  Menschen lieben es, etwas aus der Vergangenheit zu erfahren. Und mit der Figur der Hebamme Hiske Aalken, ihrer Beziehung zu Jan Valkensteyn, ihrer Fürsorge, die sie dem Wortsammler zuteilwerden lässt und den Ungerechtigkeiten, denen sie ausgesetzt ist, können sich viele Menschen identifizieren, selbst wenn es Jahrhunderte her ist. Dann ist durchaus  interessant, welch große Rolle Ostfriesland in der Religionsgeschichte spielt. Immerhin wurde Emden, neben Wittenberg, als „Genf des Nordes“  gehandelt und nirgendwo war die religiöse Toleranz so groß wie hier. Hinzu kommt natürlich, dass ich die Geschichte, die dem Roman vorausgeht, in Jever als Stadtführung inszeniere und auf diese Weise viele Menschen erreiche, die gern wissen wollen, wie es mit Hiske Aalken weitergeht. Das I-Tüpfelchen werden jetzt die Lesungen an den Originalschauplätzen in Neustadtgödens sein, wo man alles direkt vor Ort weitererleben kann.

Gibt es darüber hinaus ein Interesse an Stoffen aus Ostfrieslands Mittelalter, oder war „Die Lebenspflückerin“ eher die überraschende Ausnahme? Was hören Sie von den Teilnehmern Ihrer historischen Stadtführungen oder aus dem Publikum bei Ihren durchweg gut besuchten Lesungen in Ostfriesland und Umzu, dem Oldenburger- oder Ammerland zum Beispiel?
Kölpin: Das Interesse ist sehr groß. Es ist wirklich so, dass ich mit dem Schwenk in die Historie eher Leser dazugewonnen habe. Für viele ist es überraschend interessant, was für eine gewaltige Geschichte  Ostfriesland hat, wie die Herrlichkeit Gödens mit Holland, aber auch mit Münster verquickt war.  Ich werde sehr oft angeschrieben oder in den Lesungen und Stadtführungen gefragt, wann es denn weitergeht. Das  freut mich natürlich ungemein, denn ich habe ja nach „Die Lebenspflückerin“ und „Der Meerkristall“ noch mindestens einen weiteren Band geplant. Das große Interesse an den Folgeromanen zeigt, dass meine Figur Hiske die Menschen erreicht, das ist sehr wichtig. Und natürlich wollen die Leser auch wissen, wie es mit der Beziehung zu Jan Valkensteyn weitergeht, aber auch wie sich der Wortsammler entwickelt.

Die Liste der historisch verbürgten Persönlichkeiten, die in Ihrem Kriminalroman auftauchen ist beeindruckend. Sie schlagen den Bogen von den Fluchtorten im seinerzeit nur schwer zugänglichen Ostfriesland bis in die stolzen Seestädte wie Emden oder die nahe Residenz Oldenburg. Langsam wird ein Zeiten- und Sittengemälde aus den Büchern rund um die Hebamme Hiske Alken, oder ist das übertrieben?
Kölpin: Das bleibt sicher nicht aus. Ich bemühe mich sehr, die Fakten korrekt wiederzugeben und die Geschichte so spielen zu lassen, dass es sich wirklich genauso hätte zutragen können. Dennoch bleibt es ein erzählter Roman. Kleine dichterische Freiheiten müssen da erlaubt sein, damit die Geschichte rund laufen kann. Das unterscheidet es ja von einem Sachbuch. Es ist gerade bei historischen Persönlichkeiten ohnehin immer Interpretationssache. Man kennt nur die Biografien oder kurze Lebensabschnitte und muss daraus Romanfiguren machen, die mit der Biografie konform gehen, aber sie müssen eben auch in den Roman passen.  Ein gutes Beispiel ist der ehemalige Wiedertäufer Hinrich Krechting. Über ihn gibt es selbst bei Historikern ganz verschieden Ansätze. Ich habe versucht, mich in sein Denken hineinzuversetzen, seine Zerrissenheit, aber auch seinen Machtanspruch zu verstehen und habe seine  Person lange mit verschiedenen Historikern diskutiert. Irgendwann hatte ich einen Menschen vor Augen, mit dem ich etwas anfangen konnte. Es muss mir geglückt sein, denn von den Fachleuten (Dozenten und Historikern) habe ich schöne Rückmeldungen erhalten wie:  „Jetzt habe ich den Mann endlich verstanden“ oder  Kommentare wie „ Hinrich Krechting ist jetzt mein persönlicher Held!“ Das ist im Vorfeld immer viel Arbeit, die sich aber lohnt, immerhin wird „Die Lebenspflückerin“ in den Schulen hier sogar als Religionslektüre gelesen.

Ohne zu viel zu verraten: wird Hiske Alken Band 2 „überleben“? Kann ihre Geschichte weitergehen, und haben Sie schon entsprechende Pläne?
Kölpin: Sie überlebt, ich will ja noch den dritten Band mit ihr schreiben. Aber es wird nicht einfach für Hiske in „Der Meerkristall“. Es gibt einen Toten, dessen wertvolles Medaillon verschwunden ist und das eine Menge mit den Menschen in ihrer Umgebung zu tun hat. Jan kehrt zurück, aber ihrer Liebe werden viele Steine in den Weg gelegt. Das Marschenfieber lässt Alte und Kinder sterben und dann taucht auch noch der alte Peiniger aus Jever auf, der ihr nichts Gutes will.  Sie hat also einige Probleme zu lösen. Im nächsten Jahr werde ich sie in jedem Fall noch durch eine weitere Geschichte schicken. Eines steht schon fest: Sie wird einer Frau begegnen, die behauptet, ihre Schwester zu sein. Hiske hatte aber keine Familie und ist bei einer anderen Hebamme groß geworden. Und das Neue Siel wird fertiggestellt sein, der Flecken wird von Fremden aufgesucht, die das spartanische Leben in der Neustadt massiv verändern werden. Und es muss schließlich auch mit Hiske und Jan weitergehen. Ich glaube, das wollen doch sehr viele Menschen wissen. Danach sehen wir mal weiter.


REGINE KÖLPIN
Der Meerkristall
Historischer Kriminalroman
Taschenbuch
320 S.
ISBN 978-3-942446-82-2
9,90 Euro

Regine Kölpin im Internet: www.regine-koelpin.de


Regine Kölpin liest (neu)

Dienstag, 12.03.2013

Krimilesung
bei den Landrauen in Schortens
Friesenhof Schortens
Beginn: 20.00 Uhr

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