Barbara Krohn über eine alte Stadt, ihr spezielles Flair, ein Hotel und eine wachsende Krimiszene
Guten Tag Frau Krohn, ein abgedruckter zweiseitiger Stadtplan von Regenburg zeigt auf, wo die 25 Kurzkrimis des „Regensburger Requiem“ spielen: Mehr als die Hälfte direkt in der Stadt und dort wiederum in den pittoresken Altstadtquartieren zwischen der berühmten Steinernen Brücke, dem Dom und dem Kohlenmarkt. Soll, wer als Tourist nach Regensburg kommt, mit dem „Requiem“ in der Hand die Stadt erwandern können?
Krohn: Es gibt in Regensburg natürlich viel mehr zu entdecken als die im Stadtplan eingezeichneten „Tatorte“. Aber natürlich war die Idee, dass die LeserInnen gleich nachvollziehen können, wo welche Geschichte spielt. Diese können sie dann genauso wie eine Sehenswürdigkeit aufsuchen, lesen, erkunden. Leser sind ja zugleich auch Reisende und umgekehrt, ausgestattet mit Neugier und Entdeckerlust. Mit dem Buch in der Hand durch die Stadt laufen, innehalten, sich irgendwo hinsetzen, auf den Stufen vor dem Dom, in einem Café, am Brunnenrand am Bismarckplatz, an der Donau – eine schöne Lese-Reise.
Tatsächlich scheint der Anspruch ja erfüllt: Das Hotel Orphée zum Beispiel, vermutlich das schönste der Stadt, ist leicht wiederzufinden, die Skulptur des legendären Bruckmanderls ohnehin, und auch die Buchhandlung Pustet existiert wie beschrieben. Können Sie uns etwas über die Motive der Autoren bei der „Tatort“-Wahl erzählen?
Krohn: Alle AutorInnen hatten die freie Wahl und die freie Auswahl: Regensburg ist reich an spannenden Orten und potentiellen Tatorten. Die Vielfalt war mir wichtig. Kein Ort wurde mehrfach vergeben. Nur im Restaurant und Hotel Orphée kreuzen sich drei der Kurzkrimis, aber die Geschichten kommen aus ganz anderen Richtungen, berühren andere Routen durch die Stadt, und das Orphée liegt nun mal im Herzen der Stadt, genauso, wie man immer wieder auf die Donau trifft.
Zahlreiche der Autoren der Kurzkrimisammlung stammen auch aus Regensburg oder leben sogar hier. Das deutet auf eine rege literarische Krimi-Szene vor Ort hin?
Krohn: In den letzten Jahren ist die Krimiszene in Regensburg deutlich gewachsen, eine ganze Reihe von Krimis, die hier spielen, kamen auf den Markt. Vom VS haben wir mehrfach im Polizeipräsidium eine Kriminacht veranstaltet, die großen Zuspruch fand.
Die Kombination aus Literatur und alter Stadt ist ja nicht neu. Auch Venedig, Prag oder Paris bieten diese Kombination, die Autoren offensichtlich sehr stark animiert. Was macht aus Ihrer Sicht den besonderen Reiz von Regensburg für Krimischriftsteller aus?
Krohn: Verwinkelte Altstadtgassen, reizvolle Kulissen, die Lage an der Donau, dieses spezielle: Jeder-kennt-sich-und-doch-wieder-nicht, eine spannende Mischung aus Geschichte und Gegenwart, die oft kontroverse Stadtpolitik, eine Prise Bayern mit einer zweiten Prise freie Reichsstadt – vielleicht von allem etwas.
BARBARA KROHN (Hg.)
Regensburger Requiem
Kurzkrimis von der Donau
- Mordlandschaften -
Taschenbuch
320 S.
ISBN 978-3-942446-80-8
9,90 Euro
Barbara Krohn im Internet:
www.barbara-krohn.de
www.kreatives-schreiben-regensburg.de
Premierenlesung
Mittwoch, 20.03.2013
BARBARA KROHN, TATJANA KRUSE, CAROLA KUPFER
Buchvorstellung
REGENSBURGER REQUIEM
Bücher Pustet, Gutenbergstr. 8, 93051 Regensburg
Tel. 0941/9424-0
Beginn: 20.30 Uhr