Das und einiges mehr erklärt uns Autor Thomas Hoeps. Mitte Mai ist beim KBV sein neuer Solo-Krimi erschienen: „Die letzte Kur“. Ein Kurbad-Krimi, der rockt.
Herr Hoeps, wieso eigentlich Solo-Krimi?
Man könnte natürlich auch Sole-Krimi sagen, weil gleich zu Beginn des Romans ein aus der Form geratener Endfünfziger tot im Solebad aufgefunden wird. Aber „Solo“ passt auch, weil ich in den letzten sechs Jahren im grenzüberschreitenden Duo gemeinsam mit dem niederländischen Schriftsteller Jac. Toes Krimis geschrieben habe.
Mit Erfolg. Sie waren zweimal für den Niederländischen Krimipreis nominiert.
Ja, aber eigentlich hätten wir natürlich vor allem den Europäischen Friedenspreis verdient. Eine deutsch-niederländische Freundschaft, die schon eine ganze Fußball-WM und eine EM überlebt hat.
Und jetzt also der Roman „Die letzte Kur“, in dem der große Elvis Presley eine große Rolle spielt. Kurbäder und Elvis – wie geht das zusammen?
Na ja, die ein oder andere Kur hätte Elvis vielleicht ein paar Jahre Lebenszeit mehr geschenkt. Am besten in Bad Nauheim, wo er während seiner Zeit als Soldat der US Army im benachbarten Friedberg gelebt hat. Es soll ihm da ziemlich gut gegangen sein, abgesehen von der brütenden Angst, in den Staaten vergessen zu werden. Jedenfalls haben sie ihn dort in guter Erinnerung und richten ihm schon im 12. Jahr das „European Elvis Festival“ aus.
Während dieses Festivals spielt Ihr Roman. Sind Sie ein so großer Elvis-Fan?
Es geht mir eher so wie meinem Hauptkommissar Monk. Eigentlich liegen meine musikalischen Ursprünge in der Beatles-Fraktion, aber wie John Lennon schon gesagt hat: Ohne Elvis keine Beatles. Insofern ist „Die letzte Kur“ ein nicht unkritisches, aber doch respektvolles „tribute“ an den King.
Wie sind Sie gerade auf dieses Setting gekommen?
Ich betreibe seit zehn Jahren mit einem sehr guten Freund ein etwas skurriles Reiseprojekt. Wir besuchen regelmäßig deutsche Kurorte. Inzwischen sind rund 30 zusammengekommen. Und 2006 waren wir in Bad Nauheim. Dass dort gerade das Festival stattfand, haben wir erst begriffen, als wir aus dem Kurpark kamen und da plötzlich ein Elvis-Look-Alike an einer Gedenkstele stand und ein Kerzchen anzündete. Schon damals war mir klar, dass ich daraus mal eine Geschichte machen muss. Und jetzt ist es sogar ein ganzer Roman geworden.
Ein ungewöhnlicher Roman. Sie haben acht Kurzkrimis in die Story eingebaut. Unser Lektor wirkte etwas beunruhigt, nachdem er von dieser Idee gehört hatte.
Nicht nur er. Die Frage war, ob die Leser sich darauf einlassen, während der Ermittlungen am „Hauptfall“ zwischendurch in ganz andere Geschichten gelockt zu werden. Aber die Sache ist die: Das Opfer ist ein Reporter des renommierten Magazins „Der Kurbad-Kompass“ – und neun dieser Reporter sind in Bad Nauheim zu einem Kurzkrimiwettbewerb eingeladen worden, um dort ihren neuen Chefredakteur zu bestimmen. Es sind ihre Kurzkrimis, die im Buch wiedergegeben werden. Und man lernt durch diese Geschichten eine Menge über die Reporter, von denen jeder der Mörder sein könnte. Das macht das Ganze rund und spannend – sagen Ihr Lektor – und die ersten Leserreaktionen.
Die Kurzkrimis spielen ebenfalls in Kurorten. Was reizt Sie so an Kurbädern?
Zum Beispiel die riesige Diskrepanz zwischen einer reichen und großbürgerlich-adligen Tradition und einer manchmal ganz schön trüben Zukunft im Malstrom einer permanenten Gesundheitsreform. Durch manche Orte ist die Krise hindurchgegangen wie der Sensenmann, da sieht’s dann aus wie bei Horten am letzten Tag des Insolvenzabverkaufs. Das ist die depressive Abteilung. Aber es gibt auch die manische Abteilung. Da stemmen sie sich mit aller Macht gegen den drohenden Niedergang, bauen indonesische Thermen und palmenreiche Surabaja-Bistros, japanische Zen-Gärten, jonglieren mit heißen Steinen und präsentieren sich in Hochglanzbroschüren mit Hilfe sensationell zarthäutiger und energetisch optimierter Models als perfekte Wellnessoasen. Tradition, Umwälzungen, Depression und Manie – das ist ein wundervoller Nährboden für groteske Geschichten um kleine und große Verbrechen: von der Hochstapelei über Bankraub und Entführung bis hin zu Mord und Totschlag.
Glauben Sie, dass man sich nach dem Lesen von „Die letzte Kur“ noch traut, eine Kur zu beantragen?
Ich bin sicher, dass all die Kurorte, die in diesem Roman verewigt sind, in den nächsten Jahren einen unglaublichen Aufschwung erleben werden. Schließlich wird jeder den ungarischen Kurorchesterdirektor von Bad Pyrmont oder den Esoterikkomponisten von Bad Salzuflen besichtigen wollen. Und Bad Nauheim und das Elvis-Festival sollte man sich eh keinesfalls entgehen lassen.
Wer mehr über Thomas Hoeps und seinen Roman „Die letzte Kur“ erfahren möchte, findet im Internet seinen Auftritt in der Talkshow “Lott ens Schwaade“ unter diesem Link:
http://www.youtube.com/playlist?list=PLs8s1AGF7KYGHfyJ_R5bHHtzCkaRQNxdt
(Clips 5-7)